Lufthansa fliegt leere Boeing 747 nach Windhoek, um die Kerosinknappheit in Johannesburg zu umgehen und den Flugplan nach Frankfurt stabil zu halten.
Ein Brand in einer Raffinerie in Südafrika bringt seit Anfang Januar den Kerosinnachschub am OR Tambo International Airport (JNB) in Johannesburg ins Wanken. Diese Situation zwingt Fluggesellschaften zu kreativen Lösungen, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Lufthansa hat nun eine ungewöhnliche, aber notwendige Strategie entwickelt: Ihre Boeing 747-8-Jumbos fliegen leer nach Namibia, um dort Kerosin zu tanken.
Kerosinknappheit nach Raffineriebrand
Der Brand in der Natref-Raffinerie nahe Sasolburg hat die Versorgungslage für Flugbenzin erheblich verschärft. Airlines stehen vor der Herausforderung, alternative Tankmöglichkeiten zu finden, um geplante Flugverbindungen aufrechtzuerhalten. Lufthansa war in den vergangenen Tagen gezwungen, Zwischenstopps an anderen südafrikanischen Flughäfen wie Durban (DUR) einzulegen, um ihre Maschinen für die Rückflüge nach Frankfurt (FRA) aufzutanken. Diese ungeplanten Landungen führten zu Verspätungen und beeinträchtigten die Reisepläne der Passagiere.
Leerflüge nach Windhoek als Lösung
Um künftig Verspätungen zu vermeiden, hat Lufthansa eine neue Maßnahme ergriffen: Seit dem 26. Januar werden die Boeing 747-8-Flugzeuge während längerer Standzeiten in Johannesburg leer nach Windhoek (WDH) geflogen. Dort werden die Maschinen vollgetankt und kehren zurück, um die regulären Abendflüge nach Frankfurt ohne zusätzliche
Zwischenstopps durchführen zu können.
Die Flugzeit zwischen Johannesburg und Windhoek beträgt etwa 1,5 bis 2 Stunden pro Strecke. Diese Leerflüge sind eine logistisch aufwendige und kostspielige Lösung, sollen jedoch den Flugplan stabil halten und Unannehmlichkeiten für die Passagiere minimieren.
Kosten und Aufwand
Die zusätzliche Belastung durch diese Maßnahme ist hoch. Neben den zusätzlichen Kerosinkosten für die Transferflüge erfordert auch die logistische Koordination erheblichen Aufwand. Personal und Ressourcen werden stark beansprucht. Trotzdem gilt diese Lösung für Lufthansa als die effektivste, um die Stabilität der Flugverbindungen langfristig zu sichern.
Auswirkungen auf andere Strecken
Nicht nur die Strecke Johannesburg–Frankfurt ist betroffen. Auch die Flüge von Johannesburg nach München (MUC) und von SWISS nach Zürich (ZRH) mussten angepasst werden. Andere Airlines wie Air France, KLM oder British Airways fliegen ihre Langstrecken weiterhin ohne Zwischenstopps. Dafür reduzieren sie teilweise Kapazitäten oder streichen einzelne Verbindungen, um Kerosin zu sparen.
Ein Balanceakt in der Krise
Die Kerosinknappheit in Johannesburg ist ein Beispiel dafür, wie sensibel die globale Luftfahrt auf logistische Herausforderungen reagieren muss. Lufthansa setzt mit ihrer Lösung auf Prävention und zeigt, wie flexibel Airlines in Ausnahmefällen agieren können – auch wenn dies mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist.
Gleichzeitig setzt Lufthansa auf den Airbus A350, um Engpässe bei der Verfügbarkeit von Boeing-Flugzeugen zu bewältigen. Der sparsamere und modernere Langstreckenjet soll dazu beitragen, Betriebskosten zu senken und flexibel auf Herausforderungen wie Kerosinknappheit und logistische Einschränkungen zu reagieren. Mit dieser Strategie zeigt die Airline, wie sie parallel mehrere Herausforderungen im globalen Luftverkehr meistert.