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Deutschland sorgt sich um US-Kontrolle über F-35-Kampfjets

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In Deutschland wächst die Sorge, dass die USA im Krisenfall die Kontrolle über F-35-Kampfjets übernehmen könnten, etwa durch einen „Kill Switch“. Diese Bedenken über eingeschränkte Autonomie werden auch international geteilt.

Deutschland fürchtet US-Kontrolle bei F-35
Deutschland ist besorgt über die US-Kontrolle der F-35-Kampfjets. Quelle: Pexels

Inmitten wachsender Spannungen zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten in Bezug auf den Krieg in der Ukraine mehren sich in Deutschland die Sorgen, dass Washington im Falle einer Sicherheitskrise die Kontrolle über die deutschen F-35A-Kampfjets übernehmen könnte. Diese Bedenken richten sich auf die Möglichkeit, dass die USA die hochmodernen Kampfjets, die im Rahmen eines 9-Milliarden-Dollar-Deals beschafft wurden, aus der Ferne deaktivieren könnten.

Deutschland hat insgesamt 35 F-35A Flugzeuge bestellt, die vor allem aufgrund ihrer fortschrittlichen Fähigkeiten zur nuklearen Waffenabgabe ausgewählt wurden. Dies ist von besonderer Bedeutung, da Deutschland im Rahmen des nuklearen Teilhabeprogramms Zugang zu amerikanischen B61-Atomwaffen hat. Die neue Diskussion über die Verwundbarkeit dieser Jets kommt nach den amerikanischen Drohungen, den Zugang der Ukraine zum Starlink-Satellitennetzwerk zu unterbrechen und deren Nutzung von präzisionsgelenkten Waffen zu beschränken – Maßnahmen, die den Grundstein für solche Bedenken legten.

„Der ‘Kill Switch’ in den F-35 ist mehr als nur ein Gerücht“, erklärte Joachim Schranzhofer, Kommunikationschef beim deutschen Rüstungsunternehmen Hensoldt, gegenüber dem Magazin Bild. „Es ist viel einfacher, das Missionsplanungssystem zu nutzen – dann bleibt das Flugzeug am Boden.“ Auch Wolfgang Ischinger, ehemaliger Präsident der Münchener Sicherheitskonferenz, äußerte Zweifel an der Zukunft der deutschen F-35-Beschaffungspläne. „Wenn wir befürchten müssen, dass die USA mit den deutschen F-35 in Zukunft genauso umgehen wie mit der Ukraine, sollten wir in Erwägung ziehen, den Vertrag zu kündigen“, sagte Ischinger.

Auch international wurde die Problematik der eingeschränkten Autonomie von F-35-Besitzern aufgegriffen. Der Verteidigungsanalyst Richard Aboulafia erklärte, dass das Vorhandensein eines „Kill Switch“ zwar nicht bestätigt sei. Dennoch sei es denkbar, dass eine solche Funktion durch ein einfaches Software-Update aktiviert werden könnte. Justin Bronk, Senior Research Fellow am Royal United Services Institute, wies auf die Abhängigkeit vieler europäischer Militärs von den USA hin. Diese Unterstützung umfasst Kommunikation, elektronische Kriegsführung und Nachschub. Diese Abhängigkeit macht die Bedeutung eines „Kill Switches“ noch fragwürdiger.

Die Möglichkeit, dass die USA ihre F-35-Kunden im Ausland durch ein zentrales System wie das Autonomic Logistics Information System (ALIS) deaktivieren könnten, wurde bereits mehrfach thematisiert. Dieses System, das stark in den USA zentralisiert ist, könnte theoretisch dazu verwendet werden, die Jets außer Gefecht zu setzen.

Langjährige Bedenken hinsichtlich der US-amerikanischen Kontrolle

Seit den 1980er Jahren gibt es immer wieder Diskussionen über die Nutzung von Kampfjets durch andere Länder. Die USA setzen dabei oft Einschränkungen. Ein Beispiel aus 2020 verdeutlicht das. Der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad sprach ein Problem an. Es ging um die F-18-Kampfjets der malaysischen Luftwaffe. „Wir können das Flugzeug nicht selbst programmieren“, sagte er. „Die Programmierung muss aus Amerika kommen.“ Weiter erklärte er: „Die Flugzeuge sind gut. Aber ohne Zugang zum Quellcode können wir sie nicht nutzen.“

Im Februar 2025 erklärte der ehemalige indische Luftwaffenmarshal Anil Chopra, dass Indien die F-35 niemals ernsthaft in Betracht gezogen habe. Ein Hauptgrund sei die mangelnde Möglichkeit, sich auf die USA zu verlassen. Chopra kritisierte auch Washingtons „Tendenz, Druck auszuüben und Verbündete im Stich zu lassen, wenn sich ihre Interessen mit den eigenen nicht decken“. Ähnliche Bedenken äußerten auch viele andere Länder. Sie haben keinen uneingeschränkten Zugriff auf die Software-Codes und Einsatzmöglichkeiten ihrer Flugzeuge.

In Europa, wo Staaten aufgrund ihrer NATO-Mitgliedschaft und engerer strategischer Beziehungen zu den USA in der Regel besseren Zugang zu diesen Codes haben, wurden solche Bedenken bislang eher selten geäußert. Doch der derzeitige, bisher ungekannte Riss zwischen Washington und seinen europäischen Partnern könnte dazu führen, dass diese Fragen innerhalb der NATO plötzlich eine größere Rolle spielen.

Trotz der Bedenken bleibt die F-35 der einzige Kampfjet der fünften Generation in westlichen Ländern. Für europäische Staaten gibt es nur wenige Alternativen. Wenn sie ihre Luftstreitkräfte modernisieren wollen, führt kaum ein Weg an der F-35 vorbei. Die Entwicklung der F-35 könnte ein zentrales geopolitisches Thema werden. Dies betrifft nicht nur die NATO, sondern auch andere Regionen.

Luisa wurde 1993 in München geboren und hat schon als Kind davon geträumt, die Welt zu entdecken – sei es mit Flugzeugen oder durch Geschichten. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft und Journalistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sie erste Erfahrungen in der Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ gesammelt. Seit 2019 ist sie Teil von FlightRadars24, wo sie mit Leidenschaft über Luftfahrt, Reisen und Technologie schreibt. Wenn sie gerade nicht über den Wolken recherchiert, genießt sie Zeit mit ihrer Familie und träumt von ihrer nächsten Reise.