Airbus testet mit einem speziell umgebauten A320 ein revolutionäres Radar für die Eurofighter-Flotte.
Airbus-Ingenieure nutzen einen modifizierten A320, um ein neues Radar für Eurofighter-Kampfjets zu testen und weiterzuentwickeln.
Ungewöhnliche Flugobjekte sorgen seit jeher für Aufsehen, und genau das dürfte auch am 21. Januar 2025 in Braunschweig der Fall gewesen sein. An diesem Tag konnten aufmerksame Beobachter ein ganz besonderes Flugzeug erstmals über dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Aktion sehen: den modifizierten A320 ATRA des DLR, der seinen Jungfernflug erfolgreich absolvierte. ATRA steht für „Advanced Technology Research Aircraft“.
👀 No need to rub your eyes – this image is neither AI generated nor a photomontage!
This is the hybrid of the German Aerospace Centre’s (DLR) #A320 Advanced Technology Research Aircraft (ATRA) and a #Eurofighter. The flying testbed took off for its maiden flight from… pic.twitter.com/TrDKfw668I
— Airbus Defence (@AirbusDefence) January 22, 2025
Eine Eurofighter-Nase für den A320
Das Besondere an diesem Forschungsflugzeug ist seine „Nase“. Anders als bei einem normalen Airbus A320 hat der A320 ATRA die Nase eines Eurofighter-Kampfjets. Diese wurde von Ingenieuren bei Airbus in Manching eigens für dieses Testflugzeug entwickelt und montiert.
Flugendes „Testlabor“ für neues Eurofighter-Radar
Warum braucht der A320 ATRA überhaupt eine neue Nase und dann auch noch die eines Kampfjets? „Wir betreiben das Flugzeug in enger Zusammenarbeit mit dem DLR und der Bundeswehr, um ein neues Radar für den Eurofighter zu testen und weiterzuentwickeln“, erklärt Thomas Hirsch, Projektleiter des E-Scan-Radars bei Airbus. Konkret handelt es sich um das AESA-MK1-Radar (Active Electronically Scanned Array), das im neuen Bug untergebracht ist.
Damit die A320 ATRA sicher mit ihrer neuen Nase fliegen kann, haben Ingenieure und Mechaniker von Airbus Defence and Space sowie Airbus Commercial Aircraft eine komplett neue Bugsektion entworfen und die Struktur des A320 verstärkt. Die Modifikationen wurden streng nach den Vorgaben des Typenzertifikats-Inhabers Airbus Commercial Aircraft in Toulouse durchgeführt.
Neben der Integration der Nase wird im nächsten Schritt auch umfangreiche Testausrüstung in die Kabine des A320 ATRA eingebaut, darunter ein maßgeschneidertes Avionik-Testsystem für den Eurofighter sowie zusätzliche Kühl- und Energieinfrastruktur.
Längere Testflüge unter realen Bedingungen
Mit dem erfolgreichen Erstflug können die Tests noch in diesem Jahr beginnen. Doch warum wird das neue Radar nicht direkt in einem Eurofighter getestet? „Der A320 ATRA hat einen deutlich kürzeren Zulassungsprozess und kann länger in der Luft bleiben als ein Eurofighter“, erklärt Projektleiter Hirsch. Dadurch ist die „Testzeit“ unter realen Bedingungen also in der Luft erheblich länger. Das beschleunigt den Entwicklungsprozess des Radars maßgeblich.
Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten soll das AESA-MK1-Radar in die neuesten Generationen der spanischen „Halcón I“- und der deutschen „Quadriga“-Eurofighter integriert werden. Damit wird der Kampfjet sowohl in Luft-Luft- als auch in Luft-Boden-Einsätzen leistungsfähiger und erhält zudem erweiterte Funktionen für die elektronische Kampfführung.