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Flughafen Kassel: Finanzielle Turbulenzen treffen auf Klimaproteste

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Flughafen Kassel Klimaproteste

Der Flughafen Kassel im Norden Hessens bleibt ein umstrittener Brennpunkt, nun auch verstärkt im Visier von Klimaaktivisten. Trotz der Verteidigung seitens des Landes Hessen, das die Bedeutung des Flughafens als regionales Infrastrukturprojekt betont, steht er wegen seiner anhaltenden finanziellen Verluste und geringen Passagierzahlen massiv in der Kritik. Mit dem wachsenden Einfluss der Klimaproteste wird die Zukunft des Flughafens immer ungewisser.

Finanzielle Probleme und betriebliche Defizite

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2013 schreibt der Flughafen Kassel erhebliche Verluste. Ursprünglich mit Kosten von rund 280 Millionen Euro gebaut – dreimal so viel wie geplant – sollte der Flughafen bis 2020 jährlich 500.000 bis 600.000 Passagiere abfertigen. Doch mit nur 108.000 Passagieren im Jahr 2022 und einem Rekordwert von 132.000 im Jahr 2018 bleibt er weit hinter den Erwartungen zurück. Für das Jahr 2023 beträgt das Defizit 4,98 Millionen Euro, eine Reduzierung im Vergleich zu den 6,7 Millionen Euro im ersten Betriebsjahr. Diese Abnahme der Verluste beruhigt die Kritiker jedoch kaum.

Die Hauptanteilseigner des Flughafens – das Land Hessen (68 %), die Stadt Kassel und der Landkreis Kassel (jeweils 14,5 %) sowie die Gemeinde Calden (3 %) – sind gezwungen, die finanziellen Lücken zu schließen. Trotz der ständigen Verluste hält die hessische Regierung an dem Flughafen fest und betont dessen wirtschaftliche Bedeutung für die Region Nordhessen.
Klimaaktivismus und wachsende Proteste

Die jüngste Protestwelle der Klimagruppe „Letzte Generation“ hat die Lage zusätzlich erschwert. Die Aktivisten fordern ein sofortiges Ende der öffentlichen Subventionen für den Flughafen Kassel und bezeichnen ihn als „den absurdesten Flughafen Deutschlands“. In den letzten Wochen haben sich die Proteste verschärft, darunter Straßenblockaden in der Kasseler Innenstadt und die Beschmierung der Terminalfassade. Am 25. September 2024 forderte die Gruppe in einem Post auf X unter dem Motto „Kein Steuergeld mehr für den Flughafen Kassel-Calden“ zu weiteren Protesten auf. Sie kündigten eine „Ungehorsame Versammlung“ an, die am kommenden Samstag auf dem Altmarkt stattfinden soll.

Am 26. September bekräftigten sie in einem weiteren Post auf X ihre Forderung nach einem Ende der Subventionen und kündigten verstärkte Aktionen an, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Die Gruppe plant in den kommenden Monaten fortlaufende Demonstrationen, um den Betrieb des Flughafens infrage zu stellen.

Die Proteste spiegeln eine breitere Kritik wider, die sich gegen die öffentliche Finanzierung eines Flughafens richtet, der nach Meinung der Gegner wenig Nutzen für die Allgemeinheit bietet, insbesondere im Kontext der Klimakrise. Die Aktivisten haben angekündigt, Kassel zur „Hochburg der Demokratie“ zu machen, mit fortlaufenden „ungehorsamen Versammlungen“ bis zu einer

Reaktion auf ihre Forderungen

Betriebliche Herausforderungen und wirtschaftliche Unsicherheit
Neben den Protesten kämpft der Flughafen auch mit operativen Schwierigkeiten. Die letzte dauerhaft stationierte Fluggesellschaft, Sundair, hat ihre Maschine Ende 2023 abgezogen, was den ohnehin schwachen Winterflugplan weiter ausdünnt. Im Winter 2023/24 werden nur sporadische Flüge nach Madeira, Finnland und Norwegen angeboten. Regelmäßige Flüge sollen erst ab Februar 2024 wieder aufgenommen werden.

Das Management des Flughafens erkennt diese Herausforderungen an, betont jedoch, dass die Marktlage, insbesondere die Verfügbarkeit von Flugzeugen und Personal, die Planungen erschwert. Der reduzierte Flugplan könnte zwar zu geringeren Einnahmen führen, jedoch auch die Betriebskosten senken, was zumindest einen kleinen wirtschaftlichen Vorteil bietet.

Diskussion über die Zukunft des Flughafens Kassel

Die Zukunft des Flughafens Kassel bleibt ungewiss. Experten wie die Luftfahrtexpertin Professor Yvonne Ziegler zweifeln an der langfristigen Tragfähigkeit des Standorts. Sie argumentiert, dass die Entscheidung, den Flughafen zu bauen, politisch motiviert war, um Nordhessen zu stärken, jedoch schlecht durchdacht wurde. Zudem stehe der Flughafen in Konkurrenz zu größeren, besser angebundenen Flughäfen wie Frankfurt.

Ein weiteres Problem stellt die Subventionierung durch öffentliche Mittel dar. Laut den EU-Luftverkehrsleitlinien dürfen kleinere Regionalflughäfen bis 2027 noch mit öffentlichen Geldern unterstützt werden. Danach müssen sie sich selbst tragen oder schließen. Experten befürchten, dass Kassel Airport diese Hürde nicht überwinden kann.