Flightradars24 Luftfahrt Nachrichten FAA prüft neue Richtlinien für Boeing-737-MAX-Piloten aufgrund von Rauchrisiken bei Notfällen

FAA prüft neue Richtlinien für Boeing-737-MAX-Piloten aufgrund von Rauchrisiken bei Notfällen

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Die FAA prüft neue Startverfahren für die Boeing 737 MAX, um Rauchprobleme nach Vogelschlägen zu verhindern, was die Zertifizierung neuer Modelle verzögern könnte.

FAA erwägt neue Regeln für Boeing 737 MAX wegen Rauchrisiken
Das Triebwerk eines Boeing 737 MAX 9-Flugzeugs. Quelle: David Ryder/Bloomberg

Die Federal Aviation Administration (FAA) überprüft mögliche Änderungen an den Sicherheitsprotokollen für Piloten der Boeing 737 MAX, nachdem zwei Rauchnotfälle im Jahr 2023 Risiken im Zusammenhang mit Vogelschlägen auf die Triebwerke aufgezeigt haben. Laut The Seattle Times könnten diese vorgeschlagenen Anpassungen die Zertifizierung der Modelle MAX 7 und MAX 10 verzögern, während Boeing an einer dauerhaften Lösung arbeitet.

Hintergrund: Rauchnotfälle sorgen für Sicherheitsbedenken

Zwei Vorfälle auf Flügen der Southwest Airlines mit einer 737 MAX im Jahr 2023 verdeutlichten das Problem:

  • März (Havanna): Ein Vogelschlag auf das rechte Triebwerk verursachte starken Rauch in der Passagierkabine.
  • Dezember (New Orleans): Ein ähnlicher Vorfall führte nach einem Vogelschlag auf das linke Triebwerk zu Rauch im Cockpit.

In beiden Fällen beschädigten die Vogelschläge die Ölsümpfe der Triebwerke, was zu Ölverlusten führte. Das auslaufende Öl entzündete sich und erzeugte starken Rauch. Das Belüftungssystem leitete diesen Rauch über die Klimaanlagen in das Innere des Flugzeugs. Trotz der Schwere der Vorfälle gelang es den Piloten, Notlandungen sicher durchzuführen.

Temporäre Maßnahmen werden geprüft

Die FAA erwägt ein Verfahren, bei dem Piloten während des Starts die Luftzufuhr der Triebwerke, auch „Bleed Air“ genannt, abschalten müssen, um das Eindringen von Rauch zu verhindern. Diese Maßnahme könnte zwar Risiken mindern, wirft jedoch operative Herausforderungen auf:

  • Reduzierter Kabinendruck während des Starts, wobei die Hilfsturbine (APU) für einen teilweisen Druckausgleich sorgt.
  • Erhöhte Arbeitsbelastung für die Piloten während einer kritischen Flugphase.
  • Risiken im Zusammenhang mit Passagierbeschwerden oder menschlichem Versagen, insbesondere wenn die APU ausfällt.

Dennis Tajer, Sprecher der Pilotengewerkschaft von American Airlines, sagte, die FAA und CFM hätten zuvor erklärt, dieses Problem sei „keine große Sache für die Piloten“, da sie für den Umgang mit Rauchnotfällen ausgebildet seien.

Es sei jedoch klar, dass bei den beiden vorangegangenen Vorfällen der Rauch schnell und dicht war und den Sicherheitsabstand gefährdete“.

„Wir lernen jetzt, dass es für die Piloten eine große Sache ist“, sagte Tajer. „Jetzt sagen sie, dass wir versuchen werden, das zu entschärfen.“

Er fügte hinzu, dass er davon ausgeht, dass die noch nicht zertifizierten Modelle MAX 7 und MAX 10 von Boeing ohne eine dauerhafte Reparatur nicht für den Passagierverkehr zugelassen werden.

Air Canada 737 MAX 8
Air Canada 737 MAX 8 beim Abflug von Vancouver (YVR). Quelle: Unsplash

Reaktionen von Ingenieuren und der Industrie

Die Vorfälle betrafen LEAP-1B-Triebwerke, die gemeinsam von General Electric und Safran hergestellt werden. Obwohl diese Triebwerke den regulatorischen Anforderungen für Vogelschläge entsprechen, überschritt die Größe und das Gewicht der Vögel in diesen Fällen die Zertifizierungsanforderungen, was Schwachstellen in seltenen, aber schwerwiegenden Situationen aufdeckte.

Im Februar veröffentlichte Boeing Richtlinien für Piloten, um mit solchen Rauchereignissen umzugehen. Diese beinhalteten Anweisungen, das betroffene Triebwerk abzuschalten und den Standardprotokollen für Brand- und Schadensfälle zu folgen. Die Überlegungen der FAA deuten jedoch darauf hin, dass die bestehenden Protokolle möglicherweise nicht ausreichen, um die Risiken vollständig zu adressieren.

Auswirkungen auf Boeing

Die Zertifizierung der Modelle MAX 7 und MAX 10, die bereits wegen anderer Probleme verschoben wurde, könnte sich weiter verzögern. Regulierungsbehörden und Hersteller arbeiten an einer dauerhaften Lösung. Boeing und CFM haben zugesichert, eng mit der FAA und europäischen Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Nächste Schritte

Die FAA plant die Einrichtung eines „Corrective Action Review Board“, um Daten zu analysieren und Maßnahmen festzulegen. Southwest Airlines und andere Betreiber halten sich an bestehende Sicherheitsprotokolle. Sie beobachten die regulatorischen Entwicklungen genau. Laut FAA stellen die Vorfälle keine akute Gefahr für die Flugsicherheit dar. Dennoch zeigt der vorsichtige Ansatz der Behörde den Fokus der Branche auf Risikominderung und das Vertrauen in die Boeing 737 MAX.

Luisa wurde 1993 in München geboren und hat schon als Kind davon geträumt, die Welt zu entdecken – sei es mit Flugzeugen oder durch Geschichten. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft und Journalistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sie erste Erfahrungen in der Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ gesammelt. Seit 2019 ist sie Teil von FlightRadars24, wo sie mit Leidenschaft über Luftfahrt, Reisen und Technologie schreibt. Wenn sie gerade nicht über den Wolken recherchiert, genießt sie Zeit mit ihrer Familie und träumt von ihrer nächsten Reise.